Medien: Dichterinnen - Spiel der Sinne
Benefizveranstaltung mit Oliver Steller - Poesie & Musik

Lyrische Frauenpower konnten die Gäste im Werner-Richard-Saal erleben, vorgetragen von Oliver Steller. Ein Programm zum Lachen und Weinen.

195 Besucher sitzen im Werner-Richard-Saal. Das Licht ist gedimmt. Es herrscht völlige Stille. Kein Wort, kein Rascheln oder Knistert stört den Moment. Dann zuckt ein Ton der Gitarre durch den Raum. Eine tiefe Stimme beginnt zu sprechen: „Der See und die Libelle. Das Vogelbeerenrot. Die Arbeit einer Quelle. Der Herbstgeruch von Brot.“ Die Stimme gehört zu Oliver Steller. Das Vorgetragene ist ein Gedicht von Eva Strittmatter. Von ihr bekommen die Besucher der Veranstaltung „Dichterinnen – Spiel der Sinne“ an diesem Abend noch einiges zu hören. Denn sie ist, ebenso wie 16 weitere Frauen, Mittelpunkt des lyrischen Abends.

Oliver Steller - Dichterinnen - Spiel der Sinne

Mal gesprochen, mal gesungen

Es geht um Frauen, die in Gedichten ihre Gefühle zum Ausdruck bringen, ungehemmt von Lust und Leidenschaft erzählen, ihre Träume von Freiheit und einem besseren Leben offenbaren. Oliver Steller schafft es von Beginn an, sein Publikum in den Bann zu ziehen. Mal spricht er ein Gedicht, mal trägt er es als Lied vor, begleitet sich selbst mit Gitarre, Tamburin oder seinen klatschenden Händen. Er ist aber nicht allein auf der Bühne. Bernd Winterschladen haucht den Musikstücken mit Tenor/Sopran-Saxophon und Bassklarinette zusätzlich Leben ein, sorgt immer wieder für Gänsehaut.

Das Programm beginnt im Jahr 1180. Es war ein schweres Zeitalter für Frauen. Unterdrückung und Benachteiligung war an der Tagesordnung. Manch eine Frau fand nur in Gedichten Freiheit. Und so heißt es in den Zeilen von Rose Ausländer: „Noch ist Raum für ein Gedicht. Noch ist das Gedicht ein Raum wo man atmen kann.“ Es geht chronologisch weiter in der Zeitreise. Anna Louisa Karsch rückt in den Fokus. Steller erzählt aus dem Leben der Frau, die 1722 geboren wurde. Sie durchlebte zwei Ehen mit Gewalt und Erniedrigung, brachte sechs Kinder zur Welt. Mit ihnen floh sie nach Berlin. „Karsch ist die erste Dichterin, die von ihrer Kunst leben kann“, erklärt Steller.

Oliver Steller - Dichterinnen - Spiel der Sinne

Eine Passage zum Thema Tod

Auch sie übt Kritik am Umgang mit Frauen. Ihr Gedicht „Harz-Moos“ endet mit den Worten: „Ich muss, wie das Moos, dem Glück zum weichen Tritt, dem Thoren zur Verachtung dienen. Einst sterb ich! Doch mein Lied- geht nicht zum Grabe mit!“ Dem Thema Tod und Vergänglichkeit widmet der Künstler eine Passage mit mehreren Vorträgen. Dabei nimmt er das Publikum mit, bringt Gefühle an die Oberfläche. Und so wundert es nicht, dass bei den Worten von Mascha Kaléko: „Vor meinem Tod ist mir nicht bang, nur vor dem Tode derer, die mir nah sind. Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind? Bedenkt: Den eignen Tod den stirbt man nur, doch mit dem Tod anderer muss man leben“ feuchte Augen zu sehen und leises Schnäuzen zu hören sind.

Es gab viel Applaus für Oliver Steller im Werner Richard Saal in Herdecke. 

Oliver Steller - Dichterinnen - Spiel der Sinne

Doch so tief, wie Steller die Zuhörer in die dunklen Gedanken zieht, so schnell bringt er sie auch wieder zum Lachen, als er mit Hessischem Dialekt Abschied von Serge Gainsbourg nimmt: „Sein Tod warn net zuletzt die Weibä, vor allem die mit Luxusleibä: Bardots Brischitt und Jane Birkin, die machte Schorschis Lebä hin. Und war er voll von Schmerz und Wein, ging ihm die Kippe stangweis rein.“

Zwei Zugaben eingefordert

Das Publikum kann offenbar gar nicht genug vom Künstler-Duo bekommen, denn am Ende des Programms ertönten laute Zugabe-Rufe. Das animiert Steller und Winterschladen zu einem weiteren Stück. Dem Ganzen folgte eine zweite Zugabe. Dann ist ein gelungener Abend vorbei. „Wir sind alle Fans von Oliver Steller und begeistert“, schwärmt Ulla Jacobs. Sie war mit ihren Freundinnen Maria Habedank, Jutta Schweißhelm und Ute Bucher extra aus Schwerte gekommen. Weil ihnen die Kinderprogramme von Steller so gut gefallen, waren auch Henner Schmidt mit seinem sechsjährigen Sohn Jonathan und Ehefrau Birgit Rother unter den Zuhörern. Sie erlebten den Künstler erstmals in Begleitung von Winterschladen. „Es ist wirklich toll“, sagt Henner Schmidt.

Oliver Steller - Dichterinnen - Spiel der Sinne
Fotos:  Jana Peuckert

ERLÖSE FÜR DIE BÜRGERSTIFTUNG
• Veranstalter des Abends war die Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung.
• Alle Einnahmen gingen hingegen an die Bürgerstiftung .
• „Wir sind wirklich sehr dankbar, dass die Werner Richard - Dr. Carl Dörken Stiftung diese Veranstaltung ermöglicht hat“, so Rainer Hatzky von der Bürgerstiftung.